Der Auftrag von Familien und Jugendämtern

Das Ziel der Familienbegleitenden Wochengruppe Rauschenberg ist es, Familien auf ihrem Weg aus der Krise zu einer individuellen Entwicklung zu begleiten.

Die Aufträge von den Familien und den für die Familie zuständigem Jugendamt betreffen immer diese individuelle Förderung. Die Schwerpunkte der Förderung können unterschiedlich ausgerichtet sein. In den meisten Fällen handelt es sich um die Förderung von Handlungskompetenzen und die Klärung und Lösung von innerfamiliären, emotional belastenden Situationen. Das Ziel dieser gemeinsamen Arbeit sollte es sein, dass das Kind schnellstmöglichst in den elterlichen Haushalt komplett zurückkehren kann.

Bei getrennt lebenden Eltern, kann es auch um eine Überprüfung gehen, in welcher Verbindlichkeit und Zeitspanne das Kind in einen der beiden Haushalte leben kann / möchte / sollte. Eine weitere Möglichkeit ist es auch die Überprüfung, wie und ob das Kind mit seinen Eltern so zusammenleben kann, dass alle ein intaktes Familienleben genießen können. Wenn dies nicht der Fall sein sollte, ist hier ein reflektierendes, lösungsorientiertes Arbeiten nötig. Denn aufgrund der individuellen Biographie und eigener Persönlichkeitsstrukturen, ist das Selbstverständnis, das jeder so sein darf wie er ist, von Bedeutung.

Ziel sollte sein, dass jeder frei von Vorwürfen und Schuldgefühlen schauen kann, welche Lebensbedingungen für die eigene positive Entwicklung wertvoll und notwendig sind. Sollte dies nicht in einem andauernden, räumlichen und zeitlichen Nähe möglich sein, kann hier überlegt werden wie man trotz evtl. räumlicher Entfernungen eine emotionale Beziehung aufrecht erhält und wie regelmäßig und in welchem Rhythmus man den direkten Kontakt und die räumliche Verbindung in Zukunft positiv gemeinsam pflegen möchte oder leben kann, sodass alle entspannt und zufrieden ihren Lebensweg gehen und sich entfalten können.

Der Verlauf einer Wochengruppenmaßnahme mit Rückführung in die Familie

Oftmals ist es so, dass nachdem eine Familie sich für die Wochengruppenmaßnahme entschieden hat und das Kind aufgenommen wurde, sich eine direkte positive Wirkung entfaltet. Die Familien sind entspannter, weil sie sich nach langem Abwägen zu dieser Entscheidung positioniert und alle Schritte nach dem Kontakt mit dem Jugendamt und dem Aufnahmeverfahren der FbW Rauschenberg, die Aufnahme stattgefunden hat.

Mit der Aufnahme des Kindes in der Gruppe für die Zeit von Sonntagabend bis Freitag Nachmittag ist es oft so, dass die Eltern trotz der Trennung von ihrem Kind zu Hause zur Ruhe kommen. Denn das Kind ist unter der Woche emotional und materiell versorgt. Die Umsetzung der alltäglichen Anforderungen werden nun erstmals von speziell ausgebildetem Fachpersonal begleitet, wie z.b. die schulische Förderung, Zimmerordnung oder Körperhygiene. Die Eltern sparen somit erst einmal Zeit und Energie, die sie nun für sich und die Klärung ihrer Themen nutzen können. Dies bewirkt schon oft eine positive Entspannung.

Das Kind hingegen kommt in eine neue Umgebung, ist meist sehr konzentriert und beobachtet ganz genau. Durch die Anpassungsdynamik ist meist eine hohe Kooperationsfähigkeit von Seiten des Kindes vorhanden. Das Leben im strukturierten Gruppenalltag gibt gerade in der Anfangsphase Sicherheit und Orientierung. Die alltäglichen Anforderungen werden mit einem größeren Selbstverständnis erledigt, da es die gesamte Gruppe meist wie selbstverständlich so handhabt um die positiven Elemente des Tages auch voll und ganz nutzen zu können.

Das Zusammenspiel dieser beiden Effekte, der des Zur-Ruhe-Kommen der Eltern und die kooperative Anpassungsleistung des Kindes, verleiten leicht zu dem Trugschluss, dass alle an die Familiebegleitenden Wochengruppe gestellten Aufträge erfüllt sind und die gesetzten Ziele schon in nächster Nähe der Erreichbarkeit liegen.

Dies ist jedoch nicht der Fall, denn bis sich eine Familie dazu entschließt eine solche Hilfe positiv nutzen zu wollen, ist im Vorfeld einiges an Bemühungen zur Lösung der wenig zufriedenstellende Familiensituation, gelaufen. Somit wäre es ein Wunder, wenn allein durch die Aufnahme das Ziels schon fast direkt erreicht wurde. Um eine diesbezügliche Enttäuschung zu vermeiden, ist es uns wichtig, von dieser Aufnahmedynamik zu berichten. Denn sobald sich das Kind in der Gruppe eingelebt hat, wird es sich so geben können wie es sich auch zuhause verhält, mit allen positiven und tollen Anteilen, aber auch mit den Anteilen die zur Aufnahme beigetragen haben.

Die Mitarbeiter freuen sich immer auf den Zeitpunkt, an dem das Kind so viel Vertrauen gefasst hat, dass es sich so zeigen kann wie es ist, denn dann beginnt die Phase, in der die Aufträge der Familie konstruktiv bearbeitet werden können und das Erreichen der gewünschten Ziele durch den gemeinsamen Arbeitsprozess beginnt.

Während der darauf folgenden Zeit gibt es immer wieder Arbeitsphasen, die effektiver sind und welche in denen es ein wenig Erholung braucht. Durch die wöchentlichen Reflexionen in der Familie, sowie in den Gruppen und im Wochenabschlussgespräch, wird eine hohe Transparenz und Motivation sichergestellt. Die Ziele sind stets präsent und Erfolge werden für alle sichtbar. Den stetigen Prozess der Entwicklung im Fokus zu haben ist sichergestellt. Die Ziele wurden somit der individuellen Entwicklung entsprechend Stück für Stück erreicht und immer ihre Aktualität und Stimmigkeit überprüft. Es können neue Ziele hinzu kommen und andere Ziele verändert werden, wenn es dem Hauptziel – der Rückführung – dienlich ist. Zur diesbezüglichen Überprüfung finden mit dem Jugendamt in einem vereinbarten Turnus Hilfeplangespräche statt.

Sobald eine längere Phase des stabilen, positiven Miteinanders stattgefunden hat, welche die Möglichkeit einer Rückführung des Kindes in die Familie ins Auge fassen lässt werden zur Übung die Familienzeiten ausgedehnt. Dies bedeutet, dass das Kind die komplette Ferienzeit zu Hause verbringt und die Familie diese Zeit gemeinsam nutzen kann, um das gemeinsame Erarbeitete, Erprobte und Erreichte noch weiter zu intensivieren und dadurch zu stabilisieren.

Bei einer räumlichen Nähe bietet sich nach Absprache mit dem Jugendamt auch die Möglichkeit innerhalb dieser letzten Übungsphase, die Kinder sonntags nicht in die Gruppe zu bringen, sondern stattdessen Montagmorgen direkt in die Schule zu fahren.

Es hat sich für den Moment der Rückführung als sinnvoll erwiesen, eine Phase der Stabilisierung und Sicherung von drei Monaten zu nutzen, auch wenn die schnellstmögliche Rückführung unser aller Ziel, vom Beginn des ersten Aufnahmetages an ist.

Rückführung

Wenn sich alle Familienmitglieder sicher fühlen findet die Rückführung nach Absprache mit dem Jugendamt statt. Dies ist der schönste Moment in der gemeinsamen Zeit. Manchmal überrascht es die Kinder, dass so lange angestrebte Ziel, endlich erreicht zu haben. Doch irgendwie sind sie auch ein wenig traurig, wenn sie die liebgewonnenen Weggefährten und Freunde, die sie in der Wochengruppe begleitet haben, nun verlassen müssen.

Nach der Abschiedsfeier und der Entlassung bleibt die Wochengruppe zwar oft in positiver Erinnerung, spielt aber jedoch keine Rolle mehr. Die Zukunft und der Fokus liegt nun ganz auf dem familiären Miteinander, welches durch die gemeinsame Zusammenarbeit wieder zur Zufriedenheit aller gelebt werden kann.

Nachbetreuung

Im Wochengruppenangebot ist die Nachbetreuung der Familie im ersten halben Jahr der Rückführung inklusive. In den ersten drei Monaten bieten die Familienberater einen Hausbesuch an. In den weiteren drei Monaten hat die Familie die Möglichkeit, sich bei Bedarf zu melden und einen Termin pro Monat zu vereinbaren. Wenn die 6 Monate vergangen sind, findet ein Abschlussgespräch in der Familie statt. Während des gesamten Nachbetreuungszeitraums hat die Familie die Möglichkeit die Mitarbeiter der Familienbegleitenden Wochengruppe zu kontaktieren, wenn Sie Fragen haben.

Familienprozesse bei denen die Klärung im Vordergrund steht

Manchmal entstehen in Familien Situationen, in denen es nicht ganz eindeutig ist, wie die Zukunft der Familie aussehen könnte, in der es allen Beteiligten gut geht und die freie individuelle Entwicklung eines jeden Einzelnen möglich ist. Familien mit dieser Thematik begleiten wir sehr gerne gemeinsam bei der Suche nach den individuellen Bedürfnissen, die sie zur freien Entfaltung und einem Miteinander braucht.

Die mit der Familie gemeinsam erarbeiteten Erkenntnisse und Ergebnisse führen zu einer Zukunftsvorstellung, die dann gemeinsam mit dem für die Familien zuständigen Mitarbeiter vom Jugendamt durchdacht wird, um ein optimales Ergebnis zur Zufriedenheit aller zu erreichen.

Familienzeiten

Das Kind verbringt an den Werktagen seine Zeit in der Familienbegleitenden Wochengruppe Rauschenberg. Dennoch gibt es auch die Möglichkeit für die Familie unter der Woche Kontakt zu halten, da uns die Bindung und der Bindungsaufbau der Familie wichtig ist. Es können z.B. Telefonvereinbarungen getroffen werden. Je nachdem wie es für das Kind gut ist, können feste Zeiten vereinbart werden oder aber spontan Anrufe getätigt werden.

Wenn die Kinder sich in der Wochengruppe eingelebt haben, kommt vor lauter „mit den anderen beschäftigt sein“ mitunter zu seinem nicht stattgefundenen Telefonat. Dies darf bitte nicht fehlgedeutet werden, z.B. als mangelndes Interesse oder mangelnde Zuneigung der Eltern gegenüber. Die Erklärung für diese Reaktion ist recht einfach. Die Kinder leben für die Zeit in der sie in der Familienbegleitenden Wochengruppe sind in zwei Lebenswelten. Die einer Lebenswelt ist ihre Familie zu Hause und die andere für einen begrenzten Zeitraum die FbW Rauschenberg. Wenn sich das Kind in einer der beiden Lebenswelten aufhält, gibt es sich dort voll rein. Eine zu intensive Beschäftigung mit den Gedanken an die Familie zu Hause würde das Kind blockieren, sich auf die Arbeit in der Wochengruppe einzulassen. Deswegen ist es ein Zeichen von intensiver Mitarbeit und ein „Angekommen sein“ in der Gruppe, wenn die Kinder einmal zu beschäftigt sind um mit ihren Eltern zu telefonieren.

Die Wochenenden sind gesicherte Zeiten, die die Familie gemeinsam verbringt. Einmal im Monat findet freitags die Multifamilientherapie statt. Hier hat die Familie ebenfalls einen festen Zeitraum, für sich gemeinsam zu arbeiten.

Sollte ein Familienmitglied Geburtstag haben, so kann das Kind selbstverständlich an der Feier teilnehmen und diese Tag, nach Erfüllung der Schulpflicht, zu Hause verbringen. Diese Regelung gilt ebenso für weitere Familienfeiern. Wichtig ist hierbei nur, die Termine vorher mit der Wochengruppe zu besprechen. An Feiertagen befindet sich das Kind ebenfalls immer in der Familie. So kann die Familie alle Familienfeste gemeinsam verbringen. Ostern, Weihnachten, Silvester sind zum Beispiel solche Feiertage. Die Hälfte der Ferien verbringen die Kinder und Jugendlichen auch in der Familie.

Vor den Weihnachtsferien am letzten Schultag findet in der Wochengruppe mit allen Familien zum gemeinsamen Jahresabschluss eine Weihnachtsfeier mit interaktiven und kreativen Angeboten statt.

Nach den Sommerferien findet eine Nachbereitung der Ferienfreizeit statt, indem den Familien ein spannender Film über die Ferienfreizeit gezeigt wird über den die Kinder berichten und Eltern dazu Fragen stellen können. Auch von Familiennachmittage finden in den Wochengruppe statt. Diese sind durch unterschiedliche Angebote, gemeinsame freie Zeit und meistens durch ein gemeinsames Essen geprägt.

Religiöse Feste

Es wird oft die Frage gestellt, wie die Vorbereitungen für die Konfirmation ablaufen kann, wenn das Kind unter der Woche in der Wochengruppe lebt, aber zu Hause in seinem sozialen Umfeld konfirmiert werden soll. Die Regelung mit der Pfarrerin in Rauschenberg ist unkompliziert. Die Kinder besuchen den Konfirmandenunterricht in Rauschenberg. Am Wochenende gehen sie dann im Heimatort zum Gottesdienst. Wo dann die Konfirmation stattfinden soll und mit welcher Konfirmandengruppe die Kinder und Jugendlichen dann auf Konfirmandenfreizeit fahren, ist das Wahlrecht der Eltern.

Pädagogische Vorgehensweise des Teams

Durch das Wecken von Interessen und Wünschen, die evtl. in einer Krisensituation nicht möglich waren, oder in Vergessenheit gerade sind, lassen sich neue Motivationen aktivieren. Das Wecken einer positiven Vorstellungskraft und das Fokussieren einer Zukunftsvorstellung, die als ositiv empfunden wird und selbststeuerbar erlebt wird, wird die Selbstwirksamkeit gesteigert. Es entsteht eine Aktivierung von Fähigkeiten und Ressourcen, die eine authentische, aktive Lebensgestaltung ermöglichen.

Um dies zu bewirken arbeitet das Team mit einem hohen Niveau an Transparenz. Die Entwicklung von Kommunikationsfähigkeit steht im Fokus und beinhaltet als Basis die Steigerung der Introspektionsfähigkeit und Reflexionsfähigkeit sowie den Ausbau von verbalenr Fähigkeit und Fertigkeiten. Daraus kann sich nun ein Ausbau von Kooperationsfähigkeit, Emphatiefähigkeit und Sozialverhalten sowie ein selbstsicheres und selbstbewusstes Auftreten begleitend entwickeln.

Die Lösungsorientierung spielt bei all dem eine bedeutende Rolle und ermöglicht durch die besagten Schwerpunkte das Erreichen einer höchstmöglichen Handlungsfähigkeit, Selbstfürsorge und soziale Integrationsfähigkeit im sozialen Miteinander zu erlernen.

Die Förderung bezieht sich auf jedes einzelne Familienmitglied der Kernfamilie sowie auf das soziale Gefüge aller dieser Mitglieder miteinander und untereinander. Als Grundstock gilt es, die Stärken jedes Einzelnen zu identifizieren und zu benennen sowie eine höchstmögliche positive Selbstbeeinflussung eines jeden Einzelnen zu wecken oder zu steigern.

Denn die lähmende Wirkung einer Krisensituation sollte sich in ein positives Selbstwirksamkeitserleben wandeln.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist hierbei, dass u.A. durch die Reflexion von Familienthemen auch die Reflexion von Kernfamilienübergreifender Lebensthemen möglich ist. Dadurch entsteht die Möglichkeit, die biographischen Vorbilder und Modelle zu identifizieren und deren Wirkung bewusst zu überprüfen.

Generationsübergreifende Glaubenssätze und Werte können identifiziert, modifiziert und ggf. angereichert oder verabschiedet werden, was wiederum eine Chance für nachfolgende Generationen bedeuten kann.

Die Werte des Teams

Es ist uns wichtig familienbegleitend wirksam zu werden und mit einem hohen Maß an Transparenz und Fachlichkeit die gemeinsame Arbeit mit zu gestalten. Jede Familie prägt und erarbeitet ihren individuellen Weg und die damit einhergehende individuelle Entwicklung. Wir schätzen das uns entgegengebrachte Vertrauen nud haben ein großes Interesse an der Begleitung einer positiven Gestaltung, Entwicklung und Entfaltung der Familien.

Jede Familie weiß am besten, was für ihr System von bedeutsamer Wichtigkeit ist und im Fokus der gemeinsamen Arbeit stehen sollte. Das Begleiten und Befähigen der einzelnen Familienmitglieder zur benannten Zielentwicklung ist unsere Aufgabe, die wir mit unterschiedlichsten Qualifikationen und Begabungen innerhalb unseres Teams gerne und mit viel Freude an der Arbeit, entgegen nehmen und umsetzen. Hierzu schätzen wir die konzeptionell angelegte Verzahnung beider Schwerpunkte der pädagogischen Arbeit, ebenso die Spezialisierung der einzelnen Teammitglieder in unterschiedlichsten pädagogischen und therapeutischen Bereichen.

Teamvorteile

Das Team der Familienbegleitenden Wochengruppe Rauschenberg hat sich bewusst für die Familienarbeit entschieden. Jeder einzelne Mitarbeiter ist überzeugt von der Wirksamkeit und dem wertvollen Nutzen der konzeptionellen Arbeit. Alle Teammitglieder setzen die pädagogische Arbeit mit hohem Interesse und freudiger Motivation um.

Die Teammitglieder ergänzen sich mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Persönlichkeiten. Das Team arbeitet schon lange und eingespielt zusammen. Dies ermöglicht ein intensives Arbeiten auf hohem Niveau. Denn durch die vielen Erfahrungswerte und das gute aufeinander eingespielt sein mit langjähriger Erfahrung in der Familienarbeit, ermöglicht einen vielseitigen Erfahrungsschatz mit kompetenten, authentischem, verantwortungsbewusstem Handeln eines jeden einzelnen Mitarbeiters!

Die Freude an der Arbeit und das Interesse an den unterschiedlichsten Familienynamiken ist der Motor unserer pädagogischen Wirksamkeit.